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Ankunft in Barcelona und Überfahrt nach Tanger - Marokko

Februar 26, 2024 - Lesezeit: 5 Minuten

Die kleine Gasse in der Medina führt steil bergauf und ist an manchen Stellen so schmal, dass keine zwei Regenschirme aneinander passen. Das Regenwasser fließt wie bei einem kleinen Sturzbach die Gasse hinunter und lässt keinen Schuh trocken. Wer jetzt unterwegs ist, flitzt springend von einer Markise zur nächsten. In jedem noch so kleinen Unterstand drängeln sich Leute.

Ich hatte die grandiose Idee, dass man das Essen für den Abend mit schmackhaften Merguezwürstchen anreichern sollte, was der Grund dafür war, dass wir uns überhaupt auf die Straße begeben hatten, was sich als Fehler erwies. Nun sind die Schuhe durchnässt und werden es bei dem herrschenden Klima wohl auch eine Weile bleiben. Schon vor ein paar Tagen hatte die beste Meteorologin unserer kleinen Reisegruppe vor anhaltendem Regen gewarnt und sollte Recht behalten.

Glück hatten wir bei unserer Ankunft in Barcelona. Das Wetter war heiter und trocken. So konnten wir ohne große Probleme vor dem Flughafengebäude von Ordnungskräften unbehelligt, in Ruhe unsere Fahrräder auspacken, montieren und beladen. Eine Unterkunft in der Altstadt von Barcelona war gebucht und wartete bereits auf uns. Die Fahrradtour dorthin verlief problemlos. Das war ein guter Start der Fahrradreise.

Drei Sonnentage bescherten uns wunderschöne Spaziergänge in der Stadt. Dann zog sich der Himmel langsam zu und wurde grau. Am letzten Tag regnete es und wurde so etwas ungemütlicher, was nicht schlimm war. Wir besuchten das sehenswerte Aquarium am Yachthafen und verbrachten die restliche Zeit beim Bier in einer Bodega, später fussballguckend im Hotelzimmer. Die Fussballmannschaft Marokkos schmiss die Mannschaft Spaniens überraschend aus dem WM-Turnier und wir feierten mit den Fans Marokkos auf der Straße. Sicherlich waren dort nicht nur Exil-Marokkaner unterwegs, sondern Leute aus diversen nordafrikanischen Staaten. Die Stimmung war gut, alles blieb friedlich und feierte Marokkos Einzug ins Viertelfinale.

Die Fahrt mit der Fähre nach Tanger verlief ruhig. Aufgrund des starken Windes, manchmal regnete es auch, verbrachten wir die meiste Zeit lesend oder schlafend in der Kabine. An Deck war es ungemütlich. Die drei TV-Geräte auf dem Schiff waren von vielen fussballschauenden Marokkanern belagert, die Luft in diesen Räumen war grausam stickig. Beim Anlegen im Hafen zeugten klatschnasse Kaianlagen von starkem Regen, der unlängst heruntergegangen sein musste.

Obwohl wir uns mit allen geforderten Gesundheitszertifikaten, Impfpässen und Bescheinigungen usw. ausgestattet hatten, hatten wir ein mulmiges Gefühl, ob wir bei der Einreise alle erforderlichen Unterlagen und Masken dabei hatten. Schlotte hatte sich im Vorfeld der Reise informiert und alles heruntergeladen, ausgedruckt und ausgefüllt. Nichts wurde davon verlangt. Wir bekamen unseren Stempel in den Pass (im dafür zuständigen Büro trug niemand eine Maske), radelten durch die Hafenanlage, wurden durch den Zoll durchgewunken und standen dann an einer Straßenkreuzung. Wir waren in Marokko eingereist.

Der Hafen liegt von Tanger ca. 50 km entfernt. Die Straße zur Stadt hat starke Steigungen. Vor vier Jahren verbrachte ich, meine Fähre hatte spät am Abend angelegt, eine Nacht frierend am Busbahnhof des Hafens. Ich kam dort nicht weg. Damit dies nicht wieder passiert, hatte die beste Reiseplanerin unserer kleinen Reisegemeinschaft ein kleines Appartement in einem Dorf in Hafennähe schon von Berlin aus gemietet. Kaum hatten wir die Fahrräder und das Gepäck dort verstaut, ging es weiter. Das Viertelfinalspiel der marokkanischen Mannschaft gegen Portugal stand jetzt auf unserem Plan. Wir wollten uns das Spiel anschauen. Das Café, das die Übertragung zeigte, war schnell gefunden. Dort, wo aus vielen Kehlen inbrünstig die Nationalhymne geschmettert wurde, waren wir richtig. Der Laden war brechend voll. Ausnahmslos Männer. Wir fanden noch zwei niedrige Plastikschemel, dann ging es los. Das Soundsystem des großen Fernsehers war leistungsstark und voll aufgedreht und trotzdem schwer zu hören. Die Trommeln und Tröten der jungen Männer, der Jubel bei jedem Ballgewinn der Marokkaner war lauter. Der Torjubel zur 1:0 Führung war unglaublich. In der zweiten Halbzeit galt es für die marokkanische Mannschaft, diese knappe Führung zu verteidigen. Wir alle bangten und zitterten. Einige Männer ertrugen die Spannung teilweise nicht mehr und rannten heraus, um sofort wieder hereinzukommen. Manche beteten. Dann der Abpfiff und ein unbeschreiblicher Jubel brach los. Schlotte und ich waren benebelt und torkelten ins Freie. Das ganze Dorf war nun auf der Straße. Einige Autos mit Fahnen geschmückt, begleitet von Mopeds und Fußgängern bildeten nun einen kleinen Jubelkorso. Im Hafen hupten LKW‘s und auch ein paar Schiffe. Lachen, Freude und Händeschütteln. Die Leute waren stolz auf ihre Mannschaft. Dies zog sich durch den ganzen Abend bis dann wieder der Regen einsetzte, der sich auch hartnäckig zusammen mit starkem Wind am nächsten Tag fortsetzte. Die Fahrräder auf dem Dach eines Taxis festgeschnallt, fuhren wir an diesem Tag nach Tanger. Hier hält sich nun das schlechte Wetter hartnäckig. Starke Regenfälle prasseln ca. 2 Mal die Stunde herunter und nehmen uns die Lust an Spaziergängen. Wir sitzen lesend in unserer Unterkunft und warten auf für die erste Etappe unserer Fahrradreise günstiges Wetter.

Weitere Beiträge zu Tanger in den Blogs von früheren Marokko-Reisen:

https://www.velo-traveller.de/tanger-eine-stadt-im-wandel-der-zeit

https://www.velo-traveller.de/von-tanger-%C3%BCber-larache-richtung-rabat

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