Für die Reise in das Hochland haben wir unsere Fahrräder bei einem Freund, der in der Nähe von Kandy wohnt, untergestellt und versuchen uns als Rucksackreisende und benutzen die Bahn als Transportmittel. Zu hoch sind die Berge und zu gering ist momentan unsere Kondition.
Allerdings gehört eine Bahnreise durch das Hochland zu einer Sri Lanka Reise dazu. 1867 wurde die Bahnlinie zwischen Kandy und Nanu Oya fertiggestellt. Seitdem hat sich nichts verändert, außer dass die Dampflocks durch Dieseltriebwagen ersetzt wurden. Trotzdem tuckert die Bahn sehr gemächlich, bei Steigungen mit gerade mal 15 km/h durchs Land. Das ist Nostalgie pur.
Man sollte jedoch nicht wie die Velo-Traveller den Fehler machen, die Reise an einem Feiertag oder am Wochenende anzutreten. Dann sind die Züge hoffnungslos überfüllt und man kann froh sein, wenn man einen Sitzplatz auf dem Trittbrett bekommt. Auf dem Dach sitzen ist nicht erlaubt und bei der Anzahl der Tunnel auch nicht ratsam.
Wenn auch ein wenig unbequem, so konnten wir die Bahnfahrt trotzdem genießen, denn die Stimmung im Waggon war trotz der Enge gut und die Landschaft, durch die wir fuhren ist wunderschön.
Lange bevor der Zug in der Stadt Nano Oya, auf 1800 m gelegen, einfährt, fuhren wir durch die endlosen Teeplantagen, in denen der berühmte Ceylontee wächst. Von Nano Oya ging es dann mit dem Taxi die letzten paar Kilometer nach Nuwara Eliya. Diese Stadt liegt in einem sehr schönen Tal eingebettet, ist aber an sich nicht sehr ansprechend. Die einzige Sehenswürdigkeit, die wir ausmachen konnten ist der (Kreuzberger hergehört) Viktoriapark. Ansonsten gibt es noch einige Häuser im englischen Stil, eine Gallopprennbahn (von einem wettsüchtigen englischen Gouverneur erbaut) und einen selten benutzten Golfplatz zu bewundern. Wir haben uns hier einquartiert, da man von hier aus Wanderungen ins Umland wie zum Beispiel die Horton Plains durchführen kann.
Wir kamen am Nachmittag des 24.12. in der Stadt an. Entgegen unseren Vermutungen feiern in Sri Lanka alle Menschen der veschiedensten Religionen das Weihnachtsfest und wer es sich leisten kann, der plant zu dieser Gelegenheit einen Kurzurlaub im kühleren Hochland. Aus diesem Grund wurde unsere Suche nach einer Unterkunft zu einer Odysee und wir waren gezwungen die Zimmer zu beziehen, die noch frei waren. Leider waren dies feuchte, stinkende Höhlen. Die einzigen Highlights unseres zweitägigen Aufenthaltes waren die Wanderungen, unter anderem zum Worldsend, einer 900 Meter hohen Steilwand im Gebirgszug der Horton Plains, die uns durch dichte Nebelwälder führte.
Von da aus ging es wieder mit der Bahn weiter, wieder total überfüllt (fast 3 Stunden stehen waren angesagt), nach Ella. Obwohl sehr mühselig, bleibt uns diese Fahrt in guter Erinnerung, da die Menschen hier auch in der Enge sehr respektvoll und höflich miteinander umgehen. Wer sehr lange gestanden hat, dem wird auch mal der eigene Sitzplatz für ein Weilchen angeboten, im Tunnel kreischen die Kinder regelmäßig wie in der Geisterbahn, es wird geplaudert, auch musiziert und jeder versucht das Bestmögliche aus der Situation zu machen.
Am Bahnhof charterten wir sofort ein Tuk Tuk das uns zum Guesthouse brachte, denn wir hatten, durch Schaden klug geworden, uns schon telefonisch ein Zimmer reservieren lassen. Dieser Vorsprung gegenüber anderen Reisenden aus dem Zug verhalf uns zu einer sehr angenehmen Bleibe.
Der Ort Ella liegt auf einer Höhe von 1000 Metern und bietet eine wunderschöne Aussicht über ein langestrecktes Tal bis zu den weiter südlich gelegenen nächsten Gebirgszügen. Bei klarem Wetter soll man von hier oben die Leuchttürme der Südküste Sri Lankas sehen können. Auch hier konnten wir einige Wanderungen unternehmen, die uns unter anderem auf den Ellas Rock führte. Der Ausblick vom Gipfel ist atemberaubend, der Aufstieg beschwerlich und man ist gut beraten aufgrund der Mittagshitze früh zu starten. Feste Schuhe und lange Hosen sind wegen der hier lebenden Reptilien und den teils schwierigen Wegen empfehlenswert. Allerdings hatten wir hier keine Schlangen zu Gesicht bekommen, dafür Affen und eine bunte Vogelwelt.
Die nächste Station auf unserer Reise durch das Hochland von Sri Lanka sollte eigentlich der Adams Peak, der mystische Berg, sein. Die Aussicht noch vor Morgengrauen mit hunderten von Wallfahrern der unterschiedlichsten Religionen, dazwischen viele Touristen wie wir, einen Berg zu besteigen, schreckt uns ab. So werden wir mit der Hoffnung diesmal einen Sitzplatz zu ergattern in die alte Bahn steigen und zurück nach Nordwesten fahren. Dort warten unsere Fahrräder und wir werden uns auf der weiteren Reise wieder aus eigener Kraft fortbewegen. Die Aussicht an der Straße die verschiedensten Bekanntschaften zu machen läßt Vorfreude aufkommen.