Erfolgte die Fahrradmitnahme in einem Flugzeug für mich jemals problemlos? Vielleicht früher einmal. Auch dieses mal musste zuerst am Schalter geschäftig telefoniert werden, ob das Fahrrad gebucht und auch bezahlt wurde, obwohl ich die einschlägigen Unterlagen, von den ich annahm, dass sie die nötige Beweiskraft besäßen, vorlegen konnte.
Dies dauerte, sehr zum Leidwesen der Leute, die hinter mir anstanden, seine Zeit. Als dann alles geklärt war, konnte ich mein Gepäck aufgeben und erhielt die Bordkarte. Die restliche Wartezeit verbrachte ich in der Zugluft des Terminal C des Flughafens Berlin-Tegel, das eher an ein schnell hochgezogenes Lagerhaus, als an ein Terminal eines internationalen Flughafens erinnert. Die kalte Zugluft, man kann ihr dort nicht entrinnen, bewirkte, dass ich nun etwas erkältet, schlapp und mit leichtem Husten unterwegs bin.
Vom Flug habe ich kaum etwas mitbekommen. Ich verbrachte die Zeit größtenteils schlafend. Nach der Landung und der Gepäckausgabe, die einige Zeit auf sich warten lies, begab ich mich außerhalb des Flughafengebäudes und montierte dann in einer stillen Ecke unter einer Laterne mein Fahrrad. Inzwischen war es fast 20:00 Uhr und somit schon dunkel.
Radelnd wollte ich nun das Flughafengelände verlassen, stieß aber dann auf das nächste Problem, denn sämtliche Zufahrtsstraßen zum Flughafen sind Autobahnen. Was nun? Taxis oder Busse sind hier für eine Fahrradmitnahme nicht konstruiert und so blieb mir nur die Option hoffentlich von der Polizei unbemerkt ein Stück Autobahn entlang zu radeln, was ich dann für ca. 1,5 Kilometer auch tat, bis ich dann ab der nächsten Ausfahrt wieder legales Terrain beradelte und mich mitten in einem Industriegebiet wiederfand. Aber auch das Verlassen des Industrieparks war nur über die Autobahn möglich. Demjenigen, der selbst einmal in die gleiche Situation kommt, sei geraten, bei der Firma BASF nicht sein Glück zu suchen, indem er das Gelände rechtsherum umfährt. Er wird in eine Sackgasse geraten und den Gestank vermeiden, indem er sich gleich linksherum Richtung Autobahn begibt. Bei meiner vergeblichen Suche nach einem Feldweg oder einer kleinen, für Fahrradfahrer legalen Straße verging reichlich Zeit, die nun langsam knapp wurde, denn ich wollte bei meinem Hotel nicht vor verschlossenen Türen stehen. Irgendwann erreichte ich dann ziemlich erleichtert die Außenbezirke der Stadt und musste dann nur noch durch den recht dichten Verkehr fahren. Das war nicht so schwer, darin bin ich geübt.
Brav stand ich an jeder roten Ampel und beobachtete, wie alle anderen Fahrradfahrer an mir vorbei radelten und eine Lücke im Verkehr nutzend, konsequent das Rotlicht ignorierten. Noch immer in Zeitdruck befindlich, beschloss ich mich den hiesigen Gepflogenheiten anzupassen und kam nun recht zügig voran. Ich schaffte es dann auch vor Ende der Checkin-Zeit zum Hotel. Inzwischen war es nach 22 Uhr. Die Dame an der Rezeption war auch etwas erstaunt über die Tatsache, dass ich mit dem Fahrrad dort ankam. „It's a motorway arround the airport Sir“ Ach was, yes?
Ich war heil und in der vorgegebenen Zeit angekommen, mein Gepäck und das Fahrrad sicher verstaut. So ging ich noch einmal auf die Straße hinaus, denn ich wollte mir entspannt ein Bier gönnen, aber nicht in einer der belebten Bars, sondern in Ruhe bei frischer Luft und angenehmer Temperatur auf einer Bank sitzend. Das Bier zu erstehen war kein Problem, denn unweit meines Hotels befindet sich ein kleiner Laden mit Kühlschrank. Hier heißt der Späti übrigens Supermercat und hat bis 3 Uhr geöffnet. Ich fand auch schnell ein ruhiges Plätzchen auf denen einige junge Leute, ebenfalls Bierdosen in den Händen haltend, saßen. Kaum hatte ich mich dazu gesellt, erschien die Staatsmacht in Form zweier Polizisten, die anfingen, die Ausweise der jungen Leute zu kontrollieren und die Leute dann des Platzes zu verweisen. Dies verwunderte mich nicht, denn die Leute rauchten Zigaretten mit sagen wir mal deutlichem marokkanischem Akzent. Nun war ich an der Reihe. Einer der Beamten trat zu mir, wies auf meine bisher ungeöffnete Bierdose und erklärte mir, dass das Trinken eines Bieres auf einer Bank an der Straße sitzend, nicht gestattet sei. Dies wäre nur in einem Restaurant, Biergarten oder ähnlichem legal. Ich nahm das zur Kenntnis, doch wurde mir schlagartig klar, warum der Verkäufer des Spätis mir eine Plastiktüte für meine einzelne Dose Bier aufdrängen wollte, die ich aber stoisch abgewiesen hatte. Ich genoss dann meine Cervesia eine Straße weiter, dort standen ebenfalls Bänke.
Innerhalb von etwa dreieinhalb Stunden hatte ich nach meiner Ankunft diverse Gesetze gebrochen. Zu meiner Verteidigung möchte ich anführen, dass dies teilweise zwangsläufig geschah. Ich gelobe Besserung.